Kommunalwahlen: Status Quo statt Aufbruch
Die GRÜNEN prowil haben bei den Stadtparlamentswahlen einen Sitz verloren und sind auch mit ihrer Stadtratskandidatur erfolglos geblieben. Um den Stadtratssitz der SP nicht zu gefährden, verzichtet Sebastian Koller auf eine Kandidatur im zweiten Wahlgang.
Die Ergebnisse der Stadtparlaments- und Stadtratswahlen deuten darauf hin, dass die Mehrheit der Wiler Bevölkerung keine Notwendigkeit für Veränderungen sieht. Dies ist für die GRÜNEN prowil schwer nachvollziehbar. Der Hitzesommer sowie die zahlreichen Überschwemmungen und Murgänge fordern ein Umdenken auch auf lokaler Ebene. Die jahrelangen Verzögerungen wichtiger Stadtentwicklungsprojekte, die fehlende Effizienz bei der Umsetzung von Planungen und Strategien sowie die hohe Personalfluktuation in der Verwaltung wären gute Gründe, die politischen Weichen in Wil neu zu stellen. Obwohl die Rückmeldungen zur Parlamentskampagne «Jetzt handeln» und zur Stadtratskampagne «Wil cha meh» überaus positiv ausgefallen sind, ist es den GRÜNEN prowil offensichtlich nicht gelungen, über ihre eigene Wählerschaft hinaus eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Vielmehr scheint sich die politische Grosswetterlage, in welcher grüne Anliegen trotz hoher Dringlichkeit einen schweren Stand haben, auch in Wil negativ auszuwirken.
Im Stadtparlament haben die GRÜNEN prowil einen Sitzverlust zu verzeichnen und werden künftig nur noch mit einer fünfköpfigen Fraktion vertreten sein. Die Abwahl von Fraktionspräsident Guido Wick nach 32 Dienstjahren im Parlament ist für die GRÜNEN prowil ein schwerer Schlag. Der damit verbundene Verlust an Fachwissen und Erfahrung stellt die Fraktion vor eine grosse Herausforderung. Die GRÜNEN prowil danken Guido Wick für sein jahrzehntelanges politisches Engagement, von dem nicht nur die Partei, sondern auch die Stadt Wil und ihre Bewohnerinnen und Bewohner in vielfältiger Weise profitiert haben. Es ist bedauerlich, dass ein Grossteil der Wählerschaft diese Leistung nicht zu schätzen weiss. Den wiedergewählten Parlamentsmitgliedern Michael Sarbach, Meret Grob, Matthias Loepfe, Sebastian Koller und Luc Kauf gratulieren die GRÜNEN prowil herzlich und wünschen ihnen für ihr weiteres Wirken viel Ausdauer und Erfolg.
Das Ziel, wieder in den Stadtrat einzuziehen, haben die GRÜNEN prowil verfehlt. Stadtratskandidat Sebastian Koller erreichte im Feld der acht Kandidierenden den siebten Platz. Dies trotz seiner ausgewiesenen Fachkompetenz, seiner politischen Erfahrung und seines vielseitigen zivilgesellschaftlichen Engagements. Wie sich bereits bei früheren Stadtratswahlen gezeigt hat, ist es in Wil kein Vorteil, über ein klares Profil und einen politischen Leistungsausweis zu verfügen. Aufgrund der Ergebnisse der Stadtrats- und Parlamentswahlen sind die GRÜNEN prowil gemeinsam mit der SP zur Einschätzung gelangt, dass die fehlenden Stimmen für Sebastian Koller im zweiten Wahlgang kaum aufzuholen wären. Eine Doppelkandidatur von SP und GRÜNEN prowil wäre vielmehr mit dem Risiko verbunden, dass die SP ihr Stadtratsmandat verliert. Aus diesem Grund ziehen sich die GRÜNEN prowil aus dem Rennen um die zwei noch offenen Stadtratssitze zurück und empfehlen den SP-Kandidaten Manuel Nick zur Wahl. Die GRÜNEN prowil freuen sich, dass Sebastian Koller seine politische Arbeit im Stadtparlament fortsetzen wird.
Gesamthaft betrachtet bedeuten die Wahlergebnisse, dass in Wil auch in der kommenden Legislatur nur eine Politik der kleinen Schritte möglich ist. Die GRÜNEN prowil werden ihre Rolle als konstruktive Opposition in diesem Sinne weiterhin wahrnehmen.